Wandel & Goltermann

Unternehmenshistorie

Die Geschichte beginnt mit zwei Schulfreunden, deren besonderes Interesse der damals noch jungen Funktechnik gilt. Nach erfolgreichen Versuchen mit selbstgebauten Rundfunkempfängern erwerben Wolfram Wandel und Ulrich Goltermann 1923 eine Rundfunklizenz und gründen eine Radiowerkstatt. Damit legen sie den Grundstein der Firma Wandel & Goltermann. Daneben studieren beide an der Technischen Hochschule Stuttgart (heute Universität Stuttgart) Elektrotechnik. Ihr Studium beenden sie als Diplom-Ingenieure. In unserer Ausstellung zeigen wir anhand von zahlreichen Exponaten und Zeitdokumenten sehr anschaulich, wie sich aus diesen jugendlichen Anfängen heraus eines der weltweit führenden Unternehmen der Nachrichten-Messtechnik entwickelt hat.

1923: Firmengründung durch die beiden Studenten Wolfram Wandel und Ulrich Goltermann

 

 Die unternehmerischen Tätigkeitsschwerpunkte sind zunächst: 

• Installation von Rundfunkempfangsanlagen 

• Installation und Wartung von Telefonanlagen 

• Fachhandel mit Rundfunk- und Phonogeräten 


Zweiter Weltkrieg:
Fertigung von Warnanlagen für den Bevölkerungsschutz sowie von Telemetrie-Sendern zur Messwertübertragung aus Flugobjekten während der Erprobungsphase. 

Ulrich Goltermann nimmt zentrale Radioempfangsanlage im Reutlinger Kreiskrankenhaus in Betrieb (Erster Großauftrag, 1927)
Wolfram Wandel in seiner Versuchswerkstatt 1922
1945: Neubeginn mit Entwicklung und Fertigung von Rundfunkgeräten

Zunächst waren es Heimempfänger, später dann Autoradios und Omnibusanlagen. Auch die Montage von Fernsprechanlagen wird bald wieder aufgenommen. 

Heimempfänger "Tonkünstler" aus eigener Fertigung (1948)
1948: Elektronische Messtechnik wird als neues Arbeitsgebiet aufgenommen

Bereits ein Jahr später werden auf der Hannover Industriemesse neben den Radiogeräten die ersten Messgeräte gezeigt. 

Messestand auf der Industriemesse Hannover (1949)
1954: Mit rund 150 Mitarbeitern wird die eigene Fabrik in Eningen u. A. bei Reutlingen bezogen

Die Messtechnik wird zum Hauptgeschäft. Das Lieferprogramm deckt alle wichtigen Messaufgaben an Kabel- und Richtfunksystemen ab. Abnehmer sind die Behörden für das Fernmeldewesen und die Hersteller von Fernmeldesystemen in den wichtigen Industrieländern. In den Folgejahren entwickelt sich das Unternehmen zum Weltmarktführer der Telekommunikationsmesstechnik 

Ulrich Goltermann und Wolfram Wandel bei der Einweihung des Werk in Eningen
Werk in Eningen u. A. bei Reutlingen (1954)
1960: Aufbau eines weltweiten Vertriebsnetzes mit eigenen Niederlassungen in Europa sowie Nord- und Südamerika
Erste Vertreterkonferenz im Werk Eningen (1963)
Werk Eningen Ende der 1960er Jahre mit über 1000 Beschäftigten
1975: Frank Goltermann und Albrecht Wandel übernehmen die Geschäftsführung

Ulrich Goltermann wird Vorsitzender des neugegründeten Aufsichtsrates

1980: Verstärkte internationale Ausrichtung

Verstärkte internationale Ausrichtung durch den Aufbau von Werken in den USA, in England und Brasilien sowie Gründung weiterer Vertriebs- und Servicecenter in Asien, Australien und Osteuropa

Werk in Plymouth, Großbritannien
Werk in Raleigh, NC, USA
1990: Einführung einer dezentralen Unternehmensstruktur

Einführung einer dezentralen Unternehmensstruktur in Form einer Management-Holding mit Sitz in Eningen unter Achalm. Die Werke operieren in klar abgegrenzten, sich ergänzenden Arbeitsgebieten der Messtechnik. 

Leitung der Unternehmensgruppe Anfang der 1990er Jahre: Frank Goltermann (Vorsitzender des Beirates) und Albrecht Wandel (Vorsitzender der Geschäftsführung)

Produkthistorie

1923 - 1985: Rundfunkfachgeschäft

Einzelhandel für den Vertrieb von Fremdfabrikaten, Bau von Antennenanlagen und Reparatur von Radios.

Radiofachgeschäft am Karlsplatz 4 (1938)
1930 - 1985: Fernsprech- und Signalanlagen

Installation und Wartung von Fernsprech-Nebenstellenanlagen für Behörden, Krankenhäusern, Industrie usw.

In den 1930er Jahren baut W&G neben Telefonvermittlungsanlagen auch Lautsprecheranlagen zur Beschallung von Konzertsälen. Die Abbildung zeigt das Bedienpult einer Verstärkeranlage (1930er Jahre)
1945 - 1970: Heimempfänger und Autoradios

Nach dem Krieg gelingt der Neuanfang mit der Entwicklung und Fertigung von eigenen Rundfunkgeräten. In den darauffolgenden Jahren wird das Produktportfolio um Autoradios und Omnibusanlagen erweitert. Ein elektroakustischer Gong wurde für Kinos und Konzerthäusern entwickelt.

5-Röhren-Superhet-Empfänger „Tonkünstler“ (W&G, 1947)
Auto-Super FW 26, 6 Röhren, MW/LW, Stromversorgung mit Zerhackernetzteil (WG, 1948)
Autosuper "Zikade", eingebaut in eine Borgward Isabella (W&G, 1958)
1950 - 1970: Elektronische Stimmgeräte

Entwicklung elektronischer Geräte zum einfachen Stimmen von Musikinstrumenten.

Stimmgerät STG-1 zum Stimmen von Musikinstrumenten aller Art. (W&G, 1960)
1970 - 1995: Kommunikations- und Warnanlagen

Entwicklung von Stationsansagegeräten für Busse und Bahnen. Erweiterung um elektronische Warnanlagen für Einsatzfahrzeuge der Polizei, der Feuerwehr und des Rettungswesens. 

Elektronische Warnanlage TOP-1, Optische und akustische Warnsignale, Lautsprecher und optische Anzeige für Anweisungen durch Sicherheitsorgane (W&G, 1975)
1948 - 1998: Elektronische Messtechnik

Es werden zuerst elektronische Messegeräte für die allgemeine Laborausrüstung entwickelt und gefertigt.

Messgenerator KMG-1, erzeugt sinusförmiges Tonsignal, Amplitude und Frequenz einstellbar (W&G, 1948)
Klirrfaktormessgerät KLM-0 (0 bis 20 kHz) für Verzerrungsmessungen an Verstärkeranlagen (Erstes Messgerät von W&G, 1948)
Oszillograph OS-1 zur Darstellung elektrischer Schwingungen und Impulse mit Braunscher Röhre, Frequenzbereich: 0 Hz bis 30 MHz (W&G, 1964)
Frequenzzähler FZ-1 zur Messung der Frequenz elektrischer Schwingungen bis 1 MHz. (W&G, 1960)
ab 1950: für analoge Trägerfrequenz-Kabelsysteme

Die Pegelmesstechnik kam bei der Herstellung, Inbetriebnahme und Wartung von Trägerfrequenz-Übertragungssystemen zum Einsatz. Sie ermöglichte die Messung von Nutz- und Störsignalen in einzelnen Sprachkanälen und deren Bewertung nach internationalen Standards. Erste Pegelmesser aus den 1950er Jahren waren auf die Übertragungssysteme dieser Zeit zugeschnitten, die über ein Kabel gleichzeitig bis zu 300 Telefongespräche übertragen konnten. Sie waren mit Röhren bestückt, groß, schwer und unhandlich. Anfang der 1960er Jahre ersetzen Transistoren die Elektronenröhren; die Messgeräte werden dadurch klein und transportabel. Der geringe Stromverbrauch erlaubt auch Batteriebetrieb – ein Vorteil bei der Wartung und Fehlersuche im Feldeinsatz. In den 1980er Jahren kommen Pegelmesser der dritten Generation zum Einsatz, die mit Mikroprozessoren und automatischen Messprogrammen ausgestattet sind. Damit ließen sich die Messaufgaben an Übertragungssystemen, die inzwischen über eine Kabelstrecke gleichzeitig 2700 Gespräche übertragen können, stark vereinfachen und die kostbare Messzeit verkürzen.

Selektiver Pegelmesser TFPM-76 (0,3 ... 1350 kHz) für Pegel- und Dämpfungsmessungen an TF-Übertragungssystemen mit bis zu 300 Sprachkanälen (W&G, 1956)
Selektive Pegelmesser im Wandel der Zeit: TFPM-76 in Röhrentechnik (1956), SPM-3 in Transistortechnik (1963), SPM-33 mit Mikroelektronik (1987). Drei Geräte in unterschiedlichen Technologien für die Inbetriebnahme und Wartung von TF-Systemen mit bis zu 300 Sprachkanälen
Pegelmessplatz PSM-19 (200 Hz bis 25 MHz) mit automatisierten Messabläufen und Bildschirmdarstellung für vielfältige Messaufgaben bei Herstellung und Wartung von analogen Übertragungseinrichtungen (W&G, 1987)
ab 1960: für analoge Richtfunksysteme

Neben den kabelgebundenen Netzen kommen drahtlose Richtfunksysteme zum Einsatz, deren Funktürme mit den Parabolantennen wir überall im Land sehen. Für die Systemprüfung bei Herstellung, Installation und Wartung werden spezielle Richtfunk-Messgeräte benötigt. W&G hat dafür Richtfunkmessplätze entwickelt, die speziell auf diese Messaufgaben zugeschnitten sind und durch Weiter- bzw. Neuentwicklungen ständig dem technischen Fortschritt angepasst wurden. Sie kommen auch bei der Nachrichtenübertragung von Kontinent zu Kontinent über Satelliten zum Einsatz.

Die gleichzeitige Übertragung sehr vieler Gespräche über einen einzigen Übertragungskanal ist nur unter idealen Bedingungen störungsfrei. Im praktischen Fall entsteht durch gegenseitige Beeinflussung ein Störgeräusch, das die Übertragungsqualität beeinträchtigt. Für eine realitätsnahe Qualitätsbeurteilung wird das Rausch-Klirr-Messverfahren eingesetzt. Dafür hat W&G spezielle Rausch-Klirr-Messplätze entwickelt. 

Linke Abbildung: Rauschklirrmessplatz RK-5 zur Geräuschmessung an Trägerfrequenz- und Richtfunkstrecken (W&G, 1970). Rechte Abbildung: Richtfunkmessplatz RM-4 für Verzerrungsmessungen an analogen Richtfunk- und Satellitensystemen (W&G, 1970)

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